Weniger ist manchmal mehr - Leben ohne schlechtes Gewissen

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Das richtige Maß beim Gassi-Gehen, wie finde ich das raus?

 

Weit verbreitet ist der Irrtum, möglichst viel Zeit mit seinem Hund draußen verbringen zu müssen. Nicht die Quantität, sondern die Qualität gemeinsamer Zeit ist wichtig. 

 

Oft habe ich Hunde bei mir, mit denen nachweislich zu viel gemacht wird und dadurch Verhaltensprobleme entstanden sind. Vielen Hundebesitzern ist gar nicht klar, dass man auch zu viel machen kann.

 

Doch gerade Junghunde sind es, die zu mir kommen und absolut überdreht sind, sich nicht konzentrieren können oder wegen Ruhemangel sogar aggressiv werden.

 

 

 

Doch wie sieht nun richtige Beschäftigung aus?

 

Nun ja, das ist natürlich nicht so einfach zu beantworten. Wie immer ist diese Frage nur individuell zu beantworten, damit es auch das Mensch-Hunde-Team berücksichtigt. Das Alter von Hund und Halter und auch rassespezifische Auslastung und Belastungsmöglichkeiten sind hier beispielsweise zu nennen.

 

Ich bin z.B. kein Freund von Ballspielen zum Müdemachen. Aber wenn der Hund ansonsten entspannt und gechillt ist und vor allem akzeptiert, wenn der Mensch das Spiel als Beendet deklariert, ist nichts dagegen zu sagen.

 

Habe ich aber einen Hund vor mir, der nichts mehr von seiner Umwelt mitbekommt, sobald er einen Ball in der Tasche vermutet und auch am Ende des Ballspiels den Besitzer noch nötigt, endlich das runde Ding wieder rauszugeben, dann läuft da ordentlich was schief.

 

 

Der Ruhebedarf eines Hundes

 

In der allgemeinen Literatur wird ein Ruhe- und Schlafbedürfnis des Hundes mit 18-20 Stunden angegeben, Welpen sogar noch etwas mehr, bis zu 22 Stunden. Gerade bei Welpen ist die Ruhezeit wichtig, damit die neuen Eindrücke, die der Hund sammelt, im Schlaf verarbeitet werden können.

 

Werden diese Ruhezeiten jeden Tag unterschritten, können Hunde hyperaktiv werden, sich schlecht konzentrieren und lernen, ungeduldig oder sogar aggressiv werden. Wie geht es uns, wenn wir tagelang keinen Schlaf bekommen? Genau, wir können uns auch schlecht konzentrieren oder werden sogar aggressiv. Viele Eltern kennen das von ihren Kindern, wenn der Mittagsschlaf ausgefallen ist. Und manche Hunde haben schon eine wirklich lange Zeit hinter sich, in denen Schlafdefizite vorgekommen sind. Oft aus Unwissenheit der Besitzer.

 

Gerade wenn (kleinere) Kinder im Haushalt sind, kann das zum Problem führen. Vor allem, wenn Hunde nicht ausdrücklich einen festen Rückzugsort haben, wo sie nicht gestört werden. Erschwerend kommt nämlich dann noch hinzu, dass Hunde ja neugierig sind und natürlich auch mit dabei sein wollen, wenn irgendwo im Haus etwas los ist. Hier kann ggf. die Gewöhnung an eine Box helfen, um den Hund zur Ruhe zu "zwingen".

 

 

Körperliche Auslastung

 

Oft höre ich den Satz "Jetzt gehe ich schon X Stunden am Tag spazieren, aber der Hund will immer mehr und wenn wir nach Hause kommen, fängt er erst richtig an zu spielen. Der ist einfach nicht müde zu kriegen".

 

Leider ist der Grund darin zu suchen, dass man einfach zu viel macht. Der Hund ist überfordert und gestresst. Und mit dem zusätzlichen Spiel versucht er, seinen Stress abzubauen. Einfach mal für einen Zeitraum von 4 Wochen weniger körperliche Belastung und stattdessen mehr Ruhepausen. Und das ganz ohne schlechtes Gewissen. Dann wird sich sein Verhalten sicherlich verändern.

 

Auch ist es für den Hund nicht wirklich schön, wenn wir meinen, der Hund muss raus, wir haben eigentlich gar keine Lust und Zeit und wollen nur unsere Pflicht erfüllen. Was es mit dem Hund macht und wie sich unsere Stimmung auf den Hund überträgt, findet ihr hierzu in diesem Blogartikel.

 

 

Geistige Auslastung

 

Hier gibt es vielfältige Möglichkeiten. Suchspiele, Mantrailing, Tricks, Clickern oder Intelligenzspiele sind hier schöne gemeinsame Beschäftigungsmöglichkeiten. Auch einige Hundesportarten wie Rallye Obedience oder Dogdance, bei denen sowohl der Mensch als auch der Hund anspruchsvolle Aufgaben zu lösen haben, sind wunderbare Möglichkeiten des Zeitvertreibs. Krimiwanderungen und gemeinsame Themenspaziergänge, wie sie immer wieder von mir angeboten werden, sind eine schöne Abwechslung. 

 

Auch hierbei ist weniger mehr und es sollte immer dann aufgehört werden, wenn es am Schönsten ist und nicht, wenn der Hund schon keine Lust mehr hat. Das kann je nach Hund zeitlich variieren. Anfängern reichen hierzu schon 10 Minuten am Stück.

 

 

Das soziale Miteinander

 

Zum Abschluß möchte ich noch etwas anmerken, was mir sehr wichtig ist. Spaß!!! Und das sowohl beim Hund als auch bei den Besitzern. Ich freue mich immer unwahrscheinlich, wenn sich in den Kursen Freundschaften der Hunde und Besitzer ergeben und wir gemeinsam eine Stunde verbringen, die aus viel Lachen und gemeinsamen Themen (auch mal nichts zu Hunden) besteht. Das wird allzuoft vergessen. Nicht nur körperliche Auslastung und Kopfarbeit machen ein schönes Hundeleben aus, sondern gemeinsame Zeit mit gut gelaunten Menschen und ihren gechillten Hunden.

 

In unseren Beschäftigungskursen gab es noch nie Streit unter den Hunden, das ist auch ein Produkt dessen, dass die Besitzer absolut entspannt und gut gelaunt sind. Davon bin ich absolut überzeugt.

 

Wer Lust hat, ein Teil dieser Gemeinschaft zu werden, sollte z.B. mal in "Leinen Los" oder "Hündisches Allerlei" reinschnuppern. Vorausgesetzt wird hierbei, dass der Hund grundsätzlich verträglich mit anderen Hunden ist.

 

 

 

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